Samhaim

Samhaim

Samhain – das Jahreskreisfest, mit dem alles endet und alles beginnt. Daher ist es ein ganz besonderes unter den Jahreskreisfesten. Es geht um Loslassen und Neues willkommen heißen.

Auch wenn wir momentan mit viel wärmenden Sonnenstrahlen von Mutter Natur bedacht werden, haben die meisten Laubbäume ihre Blätter verloren. Die Pflanzen und Kräuter ziehen sich immer mehr zurück in ihre Wurzeln und auch wir Menschen sind weniger draußen, wir ziehen uns in unsere Wohnungen und Häuser, aber auch in unser Inneres zurück. Wir ergründen unsere Seele, spüren uns selbst, unsere tiefsten Wünsche und Bedürfnisse. Wir können uns heute und in den kommenden Tagen auf die Suche nach unseren Wurzeln machen. Vielleicht schauen wir auch in der Ahnenreihe zurück, entdecken Großeltern und Vorfahren, die in Teilen in uns noch lebendig sind. Das müssen keine Wurzeln im eigentlichen Sinne sein, es können auch geistige Verbindungen und Seelenverwandtschaften sein.

An Samhain – sagt man – sind die Schleier zur Anderswelt, zur Welt der Verstorbenen besonders durchlässig, es ist ein guter Zeitpunkt, um Kontakt aufzunehmen und auch, um Unterstützung für ein bestimmtes Vorhaben zu bitten.

Lass uns noch ein paar Mythen zur vegetationsarmen Jahreszeit, die nun ansteht, betrachten:

Die Natur zieht sich zurück, legt eine Pause ein.

Bis zum Frühjahr warteten die Menschen auf die erwachende Vegetation, die ihr Überleben sicherte.

In der antiken griechischen Mythologie steht dafür der Mythos, in dem Persephone, die Göttin der Fruchtbarkeit, die Hauptrolle spielt. Sie war die fröhliche Tochter der Göttin Demeter und des Zeus‘. Sie war ein Kind, das in der Natur zu Hause war und durch die Felder streifte. Was sie berührte, erblühte. Und so wurde Persephone wie auch ihre Mutter Demeter als Fruchtbarkeitsgöttin verehrt.

Der Gott der Unterwelt, Hades, verliebte sich in ihre Schönheit und Anmut und entführte sie in die Unterwelt. Ihre Mutter Demeter ließ daraufhin alles vertrocknen, kein Korn wuchs mehr, keine Blüte am Baum, der Winter zog ein. Erst als Persephone wieder für zwei Drittel des Jahres auf die Erde zurückkehren durfte, kam die Vegetation zurück. Doch der Kompromiss, den Demeter mit Zeus und Hades (außerdem beide ihre Brüder!!) ausgehandelt hatte, besagte, dass Persephone für 4 Monate im Jahr an der Seite von Hades in der Unterwelt verbringen musste. Das ist unser Winter, die Jahreszeit, in der die meisten Pflanzen eine Pause einlegen.

In der nordischen Mythologie ist es ganz ähnlich, eigentlich gleichen sich alle Mythen, die sich mit der Natur und ihrem Kreislauf beschäftigen. Auch hier ist es der Totengott, der die junge Göttin der Fruchtbarkeit zu sich in sein Reich zieht.

Das sind alles patriarchalische Mythen, die wir hier kennen. Die junge Fruchtbarkeitsgöttin wird entführt, zur Ehe mit dem älteren Gott der Unterwelt gezwungen. Das finde ich sehr spannend, sich das bewusst zu machen und zu hinterfragen. Denn diese Mythen prägen unsere Wahrnehmung, unser Wertesystem.

Der Roman ‚Ich bin Circe‘ von Madeline Miller stellt die griechische Macho-Mythologie auf den Kopf und erzählt die gleichen Geschichten aus einer weiblichen Sicht. Ich liebe dieses Buch, denn es macht auf wunderbare Weise deutlich, in welcher Machowelt die Mythen der Griechen und anderer Kulturen angesiedelt sind.

Wie stehst du dazu? Kannst du das nachvollziehen? Kennst du das Buch von M. Miller?